Die Silhouette - "Serienklassiker"

 

Der Serienboom begann in den USA um etwa 1950. „Guiding Light“ (Springfield Story) war 1952 die erste Seifenoper im Fernsehen, Episoden ab 1980 wurden erstmals 1986 auf RTL plus gezeigt.

In Deutschland waren „Lassie“, „Corky und der Zirkus“ und „Fury“ die ersten Kinderserien. Für die Erwachsenen gab es ab den 1960er Jahren Krimi und Spannung mit „The Fugitive“ (Auf der Flucht), wobei hier noch Sebastian Fischer „Richard Kimble“ sprach. Die ARD zeigte ab 09.07.1965 wahllos 26 Episoden. Erst 22 Jahre nach der letzten „Kimble“-Folge in der ARD, zeigte der Privatsender SAT 1 weitere 49 Folgen in deutscher Erstausstrahlung, jetzt allerdings mit Helmut Gauß als Synchronsprecher für „Richard Kimble“.

Standen die 1960er Jahre überwiegend für Krimi und Westernserien („Dragnet / Polizeibericht“, „Bonanza“, „Rauchende Colts“), ging es zum Ende der 1960er / Anfang der 1970er Jahre in den Weltraum: der Serie „Star Trek“ wurde in ihrer amerikanischen Produktionszeit von 1966 -1969 (noch) keine große Bedeutung beigemessen. Dies sollte erst später passieren!
Daher wurden im ZDF zunächst auch nur 39 der 80 Episoden ausgestrahlt. Gert - Günther Hoffmann war bei vielen Fans die Idealstimme für „Captain James Tiberius Kirk“. Er sprach diese Rolle auch bei den ab 1987 in SAT 1 ausgestrahlten neuen Folgen. Manfred Schott konnte „Pille McCoy“ ab 1987 nicht mehr synchronisieren, da er bereits 1982 durch einen tragischen Autounfall verstarb. Hier übernahm Randolf Kronberg seinen Part. Herbert Weicker brauchte nur „Faszinierend“ zu sagen, und die Fans wussten, dass „Spock“ mal wieder in seinem Element war.

Aber auch amerikanische Familienserien wurden Mitte / Ende der 1970er Jahre beliebter: „Die Waltons“ hielten ab 12.01.1975 im ZDF Einzug. Das ZDF zeigte insgesamt 117 wahllose Episoden aus den ersten 8 Staffeln. Da es zu dieser Zeit für die meisten Menschen noch kein Internet gab, wunderte man sich, dass  Privatsender wie PRO 7  1994 noch Episoden „nachlieferten“. Bei den „Waltons“ sowie auch anderen Serien wurde während der späteren Synchronisation zwar darauf geachtet, dass die damaligen Synchronsprecher auch wieder eingesetzt wurden - im Fall der „Waltons“ waren es Jochen Schröder („John“) und Bettina Schön („Olivia“) - doch „John Boy“ wurde statt wie bisher von Hans-Georg Panczak nun durch Andreas Fröhlich abgelöst. „Die Waltons“ war in den 1970er Jahren für die meisten Zuschauer die „Heile - Welt - Serie“ schlechthin, doch diese Annahme war nur durch die vom ZDF ausgewählten Episoden zustande gekommen. In den Folgen, die PRO 7 erstmals 1994 ausstrahlte, konnte man deutlich miterleben, dass auch andere, ernste Themen bei den „Waltons“ im Vordergrund standen.

Am 30.06.1981 änderte sich schlagartig die Devise: Intrigen in „Dallas“ standen in der ARD an der Tagesordnung. Wohl kaum ein anderer Sprecher wie Wolfgang Pampel konnte Larry Hagman („J. R. Ewing“) so eine „fiese“ Stimme geben. Mit „Falcon Crest“ legte das ARD - Regionalprogramm ab 13.09.1983 eine ebenso einflussreiche Familienserie vor, die es im Regionalprogramm West (WWF) zu einer Einschaltquote von 35 % brachte. Edith Schneider war in beiden Serien zu hören: einerseits sprach sie die von allen gefürchtete Patriarchin „Angela Channing“ in „Falcon Crest“ (seit 1982) und zugleich die liebensgute „Miss Ellie“ in „Dallas“, nachdem Inge Landgut 1986 an Krebs verstorben war.

Das ZDF wollte vor soviel Intrigenspiel nicht zurückschrecken und schickte am 27.04.1983 mit „Dynasty“ (Denver - Clan) seinerseits eine amerikanische Familienserie ins Rennen, die bis zum 28.02.1990 ausgestrahlt wurde. Hans-Werner Bussinger sprach „Blake Carrington“, den Chef der Ölfirma "Denver Carrington". Während dieser Phase synchronisierte Bussinger u. a. auch den Kopfgeldjäger „Colt Seavers“, der bei den Kindern in der Serie „Ein Colt für alle Fälle“ hoch im Kurs stand. Von „Colt Seavers“ sendete das ZDF vom 08.03.1983 bis zum 21.12.1987 insgesamt 90 von 111 amerikanischen Episoden. 2008 erschienen die Abenteuer (mit den Originalsprechern von damals: Hans-Werner Bussinger, Thomas Danneberg und Susanna Bonaséwicz) endlich auch auf DVD. 21 weitere – bisher nicht gezeigte – Folgen wurden auf diese Weise erstmals (nach 20 Jahren!) synchronisiert den Fans zugänglich gemacht. Die Zeit der Glamour Soaps endete Anfang der 1990er Jahre, als „Denver-Clan“ (1989), „Falcon Crest“ (1990) und „Dallas“ (1991) eingestellt wurden.

In den USA besann man sich u. a. mit „Law & Order“ nun auf Kriminalserien, die einerseits den Tathergang, andererseits auch den Prozess vor Gericht anschaulich zeigen sollten.
1993 wurde es sogar mysteriös: Ungelöste Fälle des FBI standen in „X-Files“ (Akte X) an der Tagesordnung. Deutsche Zuschauer konnten das Dream-Team „Mulder & Scully“ erstmals ab 05.09.1994 mit den deutschen Stimmen von Benjamin Völz und Franziska Pigulla auf Pro 7 hören.
Die Krimiserien zogen einerseits weitere, realistische „CSI“-Serien nach sich, während der „Mystery Boom“ Serien wie „Psi Factor“ oder „Outer Limits“ hervorbrachte.
Eine rasante Entwicklung vollzog sich Anfang des neuen Jahrtausend: Mit „24“ versuchte man erfolgreich, eine Serie in Echtzeit zu präsentieren. 24 Folgen stehen für 24 Stunden, in denen „Jack Bauer“ (synchronisiert von Tobias Meister) die Welt - und sich selbst - vor Attentätern und Anschlägen jeglicher Art retten muss.

Man darf also gespannt sein, wie es mit dem Serienboom in den USA, aber auch bei uns in Deutschland weitergehen wird.

Verfasser:  Christoph Genditzki

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